モーツァルト:歌曲「老婆」"Die Alte" K.517

メゾソプラノ: マグダレーナ・コジェナー Magdalena Kozena
ピアノ: カレル・コシャーレク Karel Kosarek
Toppan Hall Tokyo, june 2006

"Die Alte"
Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
Bestand noch Recht und Billigkeit.
Da wurden auch aus Kindern Leute,
Aus tugendhaften Madchen Braute;
Doch alles mit Bescheidenheit.
O gute Zeit, o gute Zeit!
Es ward kein Jungling zum Verrater,
Und unsre Jungfern freiten spater,
Sie reizten nicht der Mutter Neid.
O gute, Zeit, o gute Zeit!

Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
Befliss man sich der Heimlichkeit.
Genoss der Jungling ein Vergnugen,
So war er dankbar und verschwiegen;
Doch jetzt entdeckt er's ungescheut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Die Regung mutterlicher Triebe,
Der Vorwitz und der Geist der Liebe
Fahrt jetzt oft schon in's Flugelkleid.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
ward Pflicht und Ordnung nicht entweiht.
Der Mann ward, wie es sich gebuhret,
Von einer lieben Frau regieret,
Trotz seiner stolzen Mannlichkeit.
O gute Zeit, o gute Zeit!
Die Fromme herrschte nur gelinder,
Uns blieb der Hut und ihm die Kinder;
Das war die Mode weit und breit.
O gute Zeit, o gute Zeit!

Zu meiner Zeit, zu meiner Zeit
war noch in Ehen Einigkeit.
Jetzt darf der Mann uns fast gebieten,
Uns widersprechen und uns huten,
Wo man mit Freunden sich erfreut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit! Mit dieser Neuerung im Lande,
Mit diesem Fluch im Ehestande
Hat ein Komet uns langst bedraut.
O schlimme Zeit, o schlimme Zeit!
Abend ists, die Sonne ist verschwunden,
Und der Mond strahlt Silberglanz;
So entfliehn des Lebens schonste Stunden,
Fliehn voruber wie im Tanz.

Bald entflieht des Lebens bunte Szene,
Und der Vorhang rollt herab;
Aus ist unser Spiel, des Freundes Trane
Flieset schon auf unser Grab.

Bald vielleicht (mir weht, wie Westwind leise,
Eine stille Ahnung zu),
Schlies ich dieses Lebens Pilgerreise,
Fliege in das Land der Ruh.
Werdet ihr dann an meinem Grabe weinen,
Trauernd meine Asche sehn,
Dann, o Freunde, will ich euch erscheinen
Und will himmelauf euch wehn.

Schenk auch du ein Tranchen mir
Und pflucke mir ein Veilchen auf mein Grab,
Und mit deinem seelenvollen Blicke
Sieh dann sanft auf mich herab.

Weih mir eine Trane, und ach! schame
dich nur nicht, sie mir zu weihn;
Oh, sie wird in meinem Diademe
Dann die schonste Perle sein!
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